Gründe für eine Gehaltstransparenz in der Stellenanzeige
Schaut man sich die ausgeschriebenen Stellenanzeigen einmal an, stellt man schnell fest, dass viele Unternehmen die gleichen Floskeln verwenden. Mit einem „attraktiven Gehalt“ oder einer „leistungsgerechten Entlohnung“ möchten Unternehmen die Bewerber locken. Doch sind wir einmal ehrlich, dieser Punkt klingt vielleicht im ersten Moment schön, ist aber komplett nichtssagend. Wer definiert in dem Fall „attraktives Gehalt“? Was für das Unternehmen durchaus attraktiv sein mag, kann für den Bewerber ziemlich reizlos sein.
Was in Österreich bereits Gesetz ist, ist in Deutschland noch ein Tabuthema. So sind Arbeitgeber in Österreich seit 2011 dazu verpflichtet, das gebotene Mindestgehalt in den Stellenangeboten anzugeben – das gilt auch für deutsche Unternehmen, die in Österreich ausschreiben. In Deutschland hingegen findet man in kaum einer Stellenanzeige eine genaue Gehaltsangabe oder eine Gehaltsspanne – „Über Geld spricht man nicht“ scheint fest in den Köpfen der Deutschen verankert zu sein.
Dabei entgehen den Unternehmen damit potenzielle Bewerber. Denn das Gehalt ist unter den top 5 Kriterien, weshalb ein Arbeitnehmer seinen Job wechseln würde. Es gilt nun mehr seine Jobanzeige gut zu verkaufen. Und damit ist auch wirklich verkaufen gemeint – mindestens genauso gut wie Ihre Produkte / Dienstleistungen. Schließlich befinden wir uns heute in einem Bewerbermarkt und die Arbeitnehmer suchen sich heraus, wo sie gerne arbeiten wollen. Sie bewerben Ihre Produkte / Dienstleistungen ja auch mit genauen Zahlen und nicht mit „top Preis-Leistungs-Verhältnis“ – Sie würden wissen, dass darauf kaum einer anspringen würde.
Bereits 2018 ergab eine Studie von Adzuna, dass 74% der befragten Jobsuchenden sich eine Info über die Vergütung in den Stellenanzeigen wünscht. 60% der Befragten würden sich sogar eher auf eine Stelle bewerben, in der eine Gehaltsangabe gemacht wurde. Die meisten wünschen sich dabei eine Mindestgehaltsangabe.* Ein ähnliches Ergebnis zeigte eine Studie von Softgarden, in der 4000 Jobsuchende befragt wurden – jeder dritte Jobsuchende wünschte sich demnach eine Gehaltsangabe, wobei der Wunsch bei den Fachkräften und Akademikern noch ausgeprägter ist.
Die Sorge von Personalern scheint zu sein, dass sie mit einer Gehaltsangabe die Leute vergraulen, da es vielleicht zu wenig sein könnte. Das ist natürlich möglich – aber ist das wirklich so schlimm?
5 Gründe, die für eine Gehaltstransparenz in den Stellenanzeigen sprechen:
1. Sie ersparen sich und dem Bewerber Zeit
Um auf die Sorge der meisten Personaler zurückzugreifen – hier ist die Antwort: Natürlich kann es sein, dass sich einige potenzielle Kandidaten nicht bewerben, weil diese das Gehalt zu gering finden. Im ersten Moment vielleicht schlimm. Allerdings ersparen Sie sich und dem Bewerber die Zeit für das Vorstellungsgespräch, in dem dann sowieso herauskommt, dass die Gehaltsvorstellungen nicht zusammenpassen. In dieser Zeit hätten Sie vielleicht schon den passenden Kandidaten interviewen können.
2. Die Gehaltsangabe kann ein Motivator für den Bewerber sein
Gerade Fachkräfte und Akademiker sind selten aktiv auf der Suche nach einem Job. Der beste Weg um diese zu erreichen, ist über die Plattformen, auf denen Sie sich täglich aufhalten (mehr dazu erfahren Sie hier). Um diese zu einer Bewerbung zu motivieren, braucht es jedoch einen bestimmten Reiz. Bietet Ihr Unternehmen ein höheres Gehalt als der jetzige Arbeitgeber, ist dies ein klarer Motivator. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen, die Ihr Gehalt kommunizieren, mehr Bewerbungen erhalten.
3. Ihre Arbeitgebermarke wird als fair wahrgenommen
Zusätzlicher, nicht unwichtiger Nebeneffekt ist, dass Ihr Unternehmen als offen und fair wahrgenommen wird. Schließlich können auch Ihre Mitarbeiter die Stellenanzeigen aufrufen und sehen, was Sie bieten. Da dies aber für Sie kein Problem zu sein scheint, hat dies einen positiven Effekt auf Ihre Arbeitgebermarke.
4. Sie schaffen eine gute Basis für ein Vorstellungsgespräch
Für die meisten Bewerber ist es immer unangenehm das erste Angebot zu machen. Man möchte nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig ansetzen. Insbesondere Frauen neigen oft dazu, zu wenig einzufordern. Damit würden Sie also auch das Gender Pay Gap schließen – sowohl Frauen, als auch Männer haben damit die gleiche Grundlage.
5. Sie haben ein Alleinstellungsmerkmal
Wenn Sie heutzutage eine Gehaltsspanne in Ihrer Anzeige angeben, gehören Sie zu den wenigen Unternehmen, das sich von der Masse abhebt. Damit unterscheiden Sie sich also von Ihrer Konkurrenz, was Sie automatisch hervorstechen lässt. Ein Kandidat wird eher Ihre Stellenanzeige in Erinnerung behalten, als eine, in der zum 100. Mal wieder nur „attraktives Gehalt“ steht.
Fazit
„Tue Gutes und rede darüber“ sagte einst Georg-Volkmar Graf Zedtwitz-Arnim in seiner damaligen Funktion als Kommunikationschef der BASF – nehmen Sie sich diese Worte zu Herzen und seien Sie Ihren Mitbewerbern den entscheidenden Schritt voraus: Transparenz und Fairness sind Werte, die insbesondere im monetären Bereich erwünscht sind. Fragen Sie sich also künftig nicht mehr ob, sondern wie hoch das Gehalt deklariert werden soll. Gerne beraten wir Sie auch zu Ihren Ausschreibungen. Wir wünschen viel Erfolg bei der Stellenbesetzung!
(alle Texte sprechen grundsätzlich genderneutral alle Geschlechter an, aus Gründen der einfachen Lesbarkeit wird auf weitere Ausführungen zu Geschlechtsmerkmalen verzichtet.)
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